Bis auf ein paar kleinere technische Details werden unsere Flöße auch heute noch genau so gebaut wie früher... mit althergebrachtem Wissen, ursprünglicher Technik und: Körpereinsatz!
Auch hat sich am Handwerkszeug nicht viel geändert - wobei man
ab und zu den Einsatz von Motorsägen durchaus zu schätzen gelernt hat...
Bereits im Herbst werden die Bäume für die nächste Saison ausgewählt und unter Berücksichtigung des Mondes gefällt. Es handelt sich hierbei ausschließlich um Fichtenstämme, die noch im Wald von Hand entastet und entrindet werden. Danach werden sie in mehreren Fuhren mit einem Langholztransporter zu unserer Floßlände nach Weidach gebracht, wo sie auf die richtige Länge zugeschnitten werden.
Nun lagern sie über den Winter auf den "Gantern"... Jeder Flößer wünscht sich einen harten Winter, denn der Frost entzieht den Bäumen die Feuchtigkeit, so dass sie letztendlich dadurch erst die Tragfähigkeit erreichen, die für die Sommersaison erforderlich ist.
Im Frühjahr werden dann weitere Vorarbeiten durchgeführt - so sind u.a. die Löcher für die Rudersäulen einzuschlagen. Durch regelmäßiges Drehen der Bäume erhält man sie trotz der "schwebenden" Lagerung gerade, was für den späteren Floßbau äußerst wichtig ist.
Der erste Floßbau zu Saisonbeginn nimmt einen ganzen Arbeitstag in Anspruch. Hier werden die Stämme individuell aufbereitet, die Rundhölzer auf die richtige Länge gekürzt und weitere Anpassungsarbeiten durchgeführt. Am Ende des Tages liegen dann drei Flöße im Wasser, die genau in dieser Kombination für jede Fahrt aufs Neue zusammengebaut werden.
Die oben am "Ganter" lagernden Baumstämme werden nach und nach über die Böschung ins Wasser gerollt, wo die ersten dann mittels eines "Stackls" eingefangen und mit reiner Körperkraft gegen die Strömung gehalten werden. Mit Hilfe eines Fichtenrundlings, der sog. "Aufbundrochen" und einer Kombination aus Drahtschlingen und Eisenkeilen werden diese dann unter Verwendung der "Hack' " aneinander befestigt.
Im Anschluss daran werden die restlichen Floßbäume Stück für Stück hinunter gerollt und auf die gleiche Art und Weise mit den bereits verarbeiteten Stämmen im Wasser verbunden - bis alle erforderlichen 18 "Baam" mit einem lauten "Platschen" angekommen und entsprechend verarbeitet sind.
Sind diese Arbeiten abgeschlossen werden die Baumstämme am anderen Ende des Floßes mit dem "Fesselsoi' " zusammengezogen um es dann im nächsten Arbeitsschritt fertig abbinden zu können.
Dieses Abbinden erfolgt dahingehend, dass die Floßbäume an mehreren Stellen mit weiteren Querstangen, den sog. "Bundbaame' " zusammen-gehalten und fixiert werden.
Dann beginnen die Arbeiten für das Podium. Hierfür wird ein rechteckiger Aufbau aus Fichtenstangen erstellt, bei dem auch jedes einzelne Rundholz mit Eisenkeilen und Drahtschlingen befestigt wird. Im Anschluss daran werden auf dieser Konstruktion die notwendigen Bodenbretter verlegt.
"Is' da' Bod'n drin" entsteht nach gleicher Methode ein weiterer Aufbau aus kleineren Rundlingen. Dieser dient zur Erhöhung der gesamten Konstruktion und findet als Auflage für die Sitzbalken Verwendung, die am Ende auf das fast fertige Floß getragen und verteilt werden.
Wenn das Podium fertig gestellt ist gibt es jedoch noch einiges zu tun bevor das Floß zur Abfahrt bereit steht. So müssen neben zahlreicher kleinerer Arbeiten noch die Ruder samt Säulen gesetzt, die Sicherungsseile geschlagen und der Rettungsring positioniert werden. Nach ca. 1,5 Stunden Arbeit ist es jedoch geschafft:
Das Floß ist fertig!
Was dieses Floß nun während des gesamten Tages zu bewältigen hat und welche Arbeiten der Flößer unterwegs noch verrichtet erleben Sie am Besten selbst - floßbautechnisch wird es erst wieder in der Zentrallände München-Thalkirchen interessant...
Hier wird das Floß nach dem Verlassen der Gäste praktisch "im Rück-wärtsgang" wieder in alle Bestandteile zerlegt. Die Einzelteile werden sortiert und ordentlich verpackt. Erst am Schluss wird der Verbund der Baumstämme gelöst so dass diese auf den bereitstehenden Langholz-transporter verladen werden können.
"
Zu guter Letzt wird alles wieder zurück nach Wolfratshausen gefahren -
der Kreislauf des Floßbaus beginnt von Neuem...
Länge: |
18,00 Meter |
Breite: |
6,80 Meter |
Leergewicht: |
20,00 Tonnen |
Material: |
Fichtenholz |
Steuerpersonal: |
2 Flößer vorne am Ruder: der sog. "Förg" |
hinten am Ruder: der sog. "Sturer" | |
Hinweis: bei an Hochwasser grenzenden Pegelständen wird das Floß aus Sicherheitsgründen von 3 Flößern gefahren |
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Viele Bauteile werden über den Winter von uns selbst angefertigt, da es sie schlicht weg nicht zu kaufen gibt.
Selbst in den Eisenstangen für die Regendach-Konstruktion steckt, wie in fast jedem anderen Gegenstand auch, echte Handarbeit.
Auch die "Hack", mit das wichtigste Werkzeug unserer Flößer, wird von einem Schmied in Zusammenarbeit mit einem Schreiner individuell hergestellt. Sie wird bei fast allen Arbeitsgängen benötigt und ist auch während der Fahrt immer in greifbarer Nähe. Nicht umsonst verfügt jeder Flößer über "seine Hack", die auch mit den jeweiligen Initialen gekennzeichnet ist.
Nehmen Sie sich einfach die Zeit und fragen Sie unterwegs Ihren Flößer nach folgenden Dingen:
Sie werden überrascht sein, was sich hinter diesen Begriffen alles verbirgt!
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Flößereibetrieb Franz Seitner
Heideweg 9
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