Die Flößerei ist ein Thema, über das schon einige Bücher geschrieben wurden. Wir möchten daher hier nur einen kurzen Umriss über die Vergangenheit geben. Sollten Sie an detaillierten Aufzeichnungen und Bildern interessiert sein finden Sie diese garantiert in Ihrer nächsten Buchhandlung...
Bereits im 12. Jahrhundert wurde aufgrund der fortschreitenden Besiedlung
und ungeeigneter Straßen die Flößerei für die Güterbeförderung genutzt
und immer mehr ausgebaut.
So ist nachgewiesen, dass im heutigen Wolfratshausen im 13. Jahrhundert
die erste bayerische Wasser-Zollstelle eingerichtet wurde.
Im 14. Jahrhundert begann die Blütezeit der Flößerei. Im Jahre 1310 wurde vom Münchner Rat eine Floßordnung für die Isar erlassen, in der der gesamte Handel mit Holz aus dem Isarwinkel geregelt wurde.
Im 15. Jahrhundert wurde im Jahre 1440 durch Herzog Albrecht III.
ein neuer Zunftbrief für die Wolfratshauser und Tölzer Flößer ausgestellt,
der ihnen das Transportmonopol für Rohstoffe und Gewerbeprodukte aus dem Isarwinkel und dem Werdenfelser Land gewährte.
Im Jahre 1473 wurden allein für die Dachstuhl
des Münchner Frauendoms 147 Floßladungen Bauholz angeliefert.
Obwohl 1487 die neue Haupt- und Handelsstraße von Italien nach München
über den Kesselberg entstand bevorzugte man weiterhin die Isar
als Transportweg.
So sparte man sich einiges an Zeit und Kosten für die Beförderung von
Wein, Olivenöl, Baumwolle, Stoff, Seife, Bundmetall, Gold- und Silberwaren
sowie Obst aus Tirol.
Auch auf der Loisach florierte das Geschäft. Hier wurden vor allem
Bauholz, Papier, Pferdedecken, Schafwolle, Käse, Kreide, Schleif- und Wetzsteine, Hopfenstangen und lebendes Schlachtvieh transportiert.
Im Jahre 1497 verlegte man die Mautstelle für den Wasserzoll nach Grünwald,
obwohl die ansässigen Floßmeister von Wolfratshausen "ihre" Loisach und auf der anderen Seite die Tölzer die obere Isar beherrschten.
Entwicklung der Transportflößerei -
gezählte Flöße an der Floßlände Wolfratshausen:
anno 1447 - 1.884 Flöße
anno 1477 - 2.900 Flöße
anno 1497 - 3.600 Flöße
damaliger Spruch der Flößergattinnen:
"Im Sommer koa'n Mo - im Winter koa Geld..."
Ab dem Jahre 1527 gab es durch die Obrigkeit immer wieder Änderungen
hinsichtlich der Transportvorgaben und der Monopolstellung der Flößerzünfte.
Sie verloren zusehens an Macht und mußten gegen immer mehr Konkurrenz
kämpfen, bis sich im Jahre 1568 die Stellung der Floßzunftleute durch eine
neue Bayerische Forstordnung wieder erheblich verbesserte.
Anno 1640 erhielten 24 Tölzer Zunftflößer das Recht, zweimal in der Woche
mit güter- und personenbeladenen Flößen nach München zu fahren.
Diese Reiseflöße ("Ordinari-Flöße") fuhren teilweise dann auf der Donau weiter
bis nach Wien, was eine Reisezeit von ca. 100 Stunden bedeutete.
Im Jahre 1734 wurden die Steine der zerstörten Wolfratshauser Burg nach
München transportiert, um beim Bau des Opernhauses und dem
Umbau der Residenz Verwendung zu finden.
Im Jahre 1821 erklärte der neu entstandene bayerische Staat die Floßfahrt
zum freien Gewerbe und beseitigte die den Handel hemmenden Wasserzölle.
Zudem hob eine neue Floßordnung des Isarkreises die bestehenden Floßzünfte auf
und befreite den Handel von allen Einschränkungen. Stattdessen wurde für den Warentransport und die Personenflößerei eine staatliche Konzession verlangt,
was auch die restlichen Zunftflößer weitgehend ihre Privilegien und Monopole kostete.
Anno 1835 fuhren nur noch 1.997 Flöße durch den Wolfratshauser Floßkanal.
Schreiben der Königlichen Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern an das Königliche Landgericht Wolfratshausen:
"Im Namen seiner Majestät des Königs von Bayern:
Es kommt vor, dass ledige Weibspersonen bei den Floßfahrten zur Lenkung der Flöße verwendet werden. Da aber weibliche Individuen im allgemeinen als des Floßfahrens kundig und hinlänglich rüstig hiezu nicht genommen werden können, andererseits aber durch die Art der Lebensweise der Flößer, und namentlich durch das Zusammen-leben mit diesen in den Nachtherbergen die Sittlichkeit sehr gefährdet wird, worüber auch bereits Klagen erhoben werden, so sieht sich die unterfertigte Stelle veranlaßt, auf die Unzulässigkeit der Verwendung lediger Weibspersonen zur Lenkung der Flöße hiermit aufmerksam zu machen, und die Distrikts-Polizei-Behörde zur öffentlichen Bekanntmachung dieses Verbots in den betreffenden Gemeinden, - und dessen fortgesetzten Handhabung hiermit aufzufordern.
München, den 13. Dezember 1841"
Das Ende der Flößerzünfte bedeutete jedoch nicht das Ende der Flößerei!
Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte sie an Isar und Loisach eine noch nie dagewesene Blüte: Auf rd. 9.000 Isarflößen jährlich wurden wieder Waren aller Art
nach München transportiert. Vor allem der dortige "Bau-Boom" trägt erheblich
zum Florieren des Geschäftes bei - lt. einer Statistik wurden im Jahre 1860
neben Tuffstein, Sandstein, Marmor, Fische, Flußkrebse und Wild auch
200.000 Zentner Gips
100.000 Zentner Gipsstein
40.000 Zenter Kalksteine
90.000 Zentner gebrannter Kalk
140.000 Wetzsteine
6.000 Schleifsteine
auf dem Wasserweg in die Landeshauptstadt gebracht.
Im Jahre 1864 notierten die Wolfratshauser Floßleute die enorme Zahl von 5.840 durchfahrenden Flößen, bevor es mit dem Gewerbe langsam wieder bergab ging.
Ausschlaggebend war schließlich anno 1891 die Inbetriebnahme der Isartalbahn.
Die Flößerei wurde durch Eisenbahn und Automobil als Transport- und Handels-
mittel langsam aber stetig abgelöst -
die Transportflöße auf Isar und Loisach wurden immer weniger...
Aufsehen erregte im Jahre 1904 nochmals der Transport des riesigen Kupferdeckels einer Braupfanne für eine internationale Spirituosen-Ausstellung
über Isar und Donau nach Wien.
Einer der Wolfratshauser Flößer, die für diese Fahrt verantwortlich zeichneten
war Sebastian Seitner -
der Großvater unseres heutigen Firmeninhabers.
1909: nur noch 486 Loisachflöße fahren auf dem Floßkanal durch Wolfratshausen
1917 : der Holztransport mit dem Floß kommt zum Erliegen
1926: in der Münchner Zentrallände werden nur mehr 2.250 Flöße registriert
1929: in der Münchner Zentrallände werden nur mehr 1.731 Flöße registriert
1932: in der Münchner Zentrallände werden nur mehr 642 Flöße registriert
Auszug aus dem Volkslied " 'S Loisachtal"
"Fahr' ma auf Minga mit'm Floß,
des geht vui schneller ois wia mi'm Roß,
und dann beim Steirer-Wirt do kehr' ma ei' -
do gibt's a' Bier und aa' an guad'n Wei'"...
Wie zahlreiche Fotografien und Postkarten belegen entwickelte sich Anfang des 20. Jahrhunderts aus den früheren "Ordinari-Fahrten" eine neue Form der Flößerei - der Vergnügungsfaktor kam ins Spiel und eine neue Touristen-Attraktion war geboren!
Dieses Bild zeigt ein festlich geschmücktes Floß, welches mit gut gekleideten Passagieren 1910 im Münchner Stadtgebiet anlegte...
Die Floßfahrt barg früher im Naturlauf der Isar viele Gefahren, die die Flößer oft das Leben kosteten. Erst durch den Bau der Kanäle, die mit dem Bau verschiedener Wasserkraftwerke einher gingen, wurde die Strecke zwischen Wolfratshausen und München bis auf wenige Stellen relativ sicher.
Hier sieht man ein sog. "Ordinari-Floß" auf der Isar beim Passieren des Gasthauses "Zum Bruckenfischer" - der Kanal mit der heutigen Floßstrecke verläuft hinter dem Gasthaus.
Diese Postkarte aus den 50er Jahren lässt deutlich erkennen, dass die Floßrutsche des Kraftwerkes Mühltal damals schon der Höhepunkt einer jeden Floßfahrt war!
Das Kraftwerk mit seinen Steinbrücken thront noch heute in dieser Form über der Rutsche und lohnt nach der spritzigen Abfahrt einen Blick zurück...
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Flößereibetrieb Franz Seitner
Heideweg 9
82515 Wolfratshausen
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